„Die Welt des Rums ist eine Welt der Piraten“
8. April 2020
MAGAZIN Inhaltsstoffe
JOHN McCHEYNE im Interview
Grüne Flaschen, ein Nummerncode, dazu Tasting-Notizen wie ,,Nackt im Wald" oder „Blutvergießen im alten Sägewerk" auf dem Etikett: Sie sind das Markenzeichen der Scotch Malt Whisky Society (SMWS), größter unabhängiger Abfüller von Einzelfass-Scotch weltweit.
Seine ganz besondere Note: Produziert wird fast ausschließlich für Mitglieder, denn die SMWS ist zugleich der größte Whisky-Club der Welt - der sich auf dem BOTTLE MARKET erstmals in Bremen vorstellt. Ein außergewöhnliches Konzept. Darüber sprach das
BOTTLE Magazin mit Markenbotschafter John McCheyne ebenso wie über die Eigenheiten von Einzelfass-Whisky und die Zukunft des Scotch.
BOTTLE: Wie ist die SMWS entstanden?
JOHN McCHEYNE: Am Anfang war ein kleines Einzelfass Glenfarclas Ende der 1970er-Jahre. Dieses Fass hatte ein Whiskyfan ergattert - Phillip „Pip" Hills in Edinburgh, um genau zu sein, und zwar nachdem ihn ein Freund mit der Grant-Familie von Glenfarclas bekannt gemacht hatte. Das war eine Rarität in einer Zeit, in der noch Blends dominierten. Hills lud alle seine Freunde ein, sich Whisky abzufüllen - und die genossen es. Ein paar Jahre später reifte der Entschluss, den Verein zu gründen, um noch mehr Menschen die Freude an Einzelfässern nahezubringen.
Was ist so besonders an Single Malt aus Einzelfässern?
Das ist ein absolut naturbelassenes Produkt. Jedes einzelne Fass ist anders. Das liegt am Holz, an dem, was vorher darin gelagert wurde, am Klima und den brennereispezifischen Produktionsverfahren. Das Wunder eines Einzelfasses besteht darin, dass der Geschmack eines einzigen Augenblicks eingefangen ist. Und es kann etwas sehr Emotionales sein, einen Single-Cask-Whisky zu trinken, wenn Sie mit diesem Augenblick etwas Bedeutungsvolles verbinden. So ein Whisky ist für mich übrigens der beste: einer, der mehr ist als ein Drink, der Gefühle weckt.
Verachtet die SMWS Blends?
Nein, gar nicht - das ist ja eine Geschmacksfrage. Ich selbst trinke auch manchmal Blends, da gibt es gute Sachen! Übrigens hat auch die SMWS in jüngerer Zeit welche abgefüllt, zum Beispiel Whisky aus verschiedenen Sherry-Fässern oder lslay-Sorten, die wir ,Exotic Cargo' und ,Peat Faeire' genannt haben. Auch einen Cognac-Blend haben wir gemacht.
Und wie fanden die Mitglieder das?
Die waren begeistert, sodass wir das gelegentlich auch weiter Blends und andere Spirituosen ins Programm nehmen werden. Wir möchten den Mitgliedern ja unterschiedlichste Erlebnisse ermöglichen. Ein Einzelfass ist eine ganz eigene Erfahrung. Andere Sorten ergänzen unser Spektrum, sie ersetzen es nicht.
Wie findet die SMWS interessante Brände?
Da gibt es verschiedene Wege: Das Spirits Team der SMWS spricht mit Brennereien über deren Fässer, manchmal tritt auch eine Brennerei an uns heran oder eins unserer Mitglieder bietet uns ein Fass an, das es einige Jahre zuvor gekauft hat. Für die SMWS und andere unabhängige Abfüller kann es bei manchen Destillerien schwierig sein, etwas zu bekommen, weil sie ihre Fässer lieber selbst behalten. Sehr schwer ist es zum Beispiel mit Glenfiddich und Talisker. Wir haben aber Fässer von 130 Brennereien in unseren Lager. Wenn wir überlegen, etwas abzufüllen, kostet das Spirits Team den Whisky vor und reicht ihn, wenn er für gut befunden wurde, an unser eigentliches Tasting Panel weiter.
Wie setzt sich diese Jury zusammen und wie arbeitet sie?
So eine Jury besteht aus sechs bis sieben Mitgliedern. Für die Besetzung können wir aus einem Kreis von ungefähr 20 externen Experten wählen. Das Panel tagt zweimal pro Woche und verkostet dann etwa sechs bis zehn Whiskys. Der Vorsitzende fasst die Einschätzungen anschließend in Tasting-Notizen zusammen. Was die Jury befürwortet, nehmen wir in unsere Abfüllungen auf, setzen die Notizen auf das Flaschenetikett und veröffentlichen sie in unserem monatlichen Mitgliedermagazin „Outturn". Insgesamt füllen wir pro Jahr 500 Fässer ab.
Die SMWS hält die Identität der Mitglieder streng geheim. Warum?
Die Jurys sind ja immer wieder unterschiedlich besetzt. So sind die Tasting-Notes zu den verschiedenen Abfüllungen von vielen unterschiedlichen Experten. Es wäre nicht hilfreich, wenn diese Leute dauernd angesprochen werden und erklären sollen, warum sie dies oder das gesagt haben, wenn sie an der Bewertung einer bestimmten Abfüllung gar nicht beteiligt waren. Aber zwei von ihnen kann ich doch verraten, gute Jury-Vorsitzende, weil sie sehr eloquent sind und über Schottland hinaus bekannt. Der eine ist Charles MacLean, der schon fast 20 Whisky-Bücher herausgebracht hat. Der andere wird auch „Der Whisky-Barde" genannt: Es ist der Folk-Musiker und Autor Robin Laing.
Ein Geheimnis macht die SMWS auch um die Destillerien. Sie werden auf dem Etikett nicht genannt, sondern verbergen sich in einem Nummerncode. Warum? Und wie liest man den Code?
Zwei Gründe: Unsere Mitglieder sollen eine Sorte nur deshalb nicht probieren, weil sie sonst die Whiskys einer bestimmten Brennerei nicht mögen. Auch wollen manche Destillerien die Markenkontrolle behalten. Einzelfassabfüllungen schmecken anders als die üblichen Erzeugnisse dieser Brennereien.
Sie verkauften ihre Fässer darum nur dann an Abfüller und Blender, wenn ihr Name nicht genannt wird -das war ganz besonders in den 1980ern so. Aber nun zu dem Code. Unsere erste Abfüllung war -natürlich -ein Glenfarclas und der bekam die Nummer 1.1, wobei die vordere 1 für die Brennerei steht, die hintere für das erste Fass aus dieser Produktion. Darüber hinaus äußern wir uns nicht. Hier aber ein Tipp: In den Tasting-Notizen auf den Flaschen verstecken wir kleine Hinweise. Und im Internet kursieren Listen ...
Die Einteilung ist über viele Generationen gewachsen und fasst bestimmte Geschmacksrichtungen zusammen. Demnach gelten Highland-Whiskys als besonders würzig, mit der Speyside werden zum Beispiel Süße und Fruchtigkeit assoziiert, mit lslay-Sorten Noten von Torf. Da geht es aber auch um Marketing. Sie können natürlich getorfte Speyside-Whiskys finden und ungetorfte lslays. Das Regionen-Denken entstand über die Zeit in Reaktion auf die Nachfrage von Blendern, die von Brennereien bestimmte Aromen erwarteten. Aber Destillerien in allen Regionen können innovativ sein und sind das auch. Auch sagen manche, dass etwas sehr faszinierendes am Standort einer Brennerei ist, das sich anderswo nicht wiederholen lässt.
Die SMWS setzt vermutlich keine regionalen Schwerpunkte -aber welche Herkunft schätzen Sie besonders?
Ich mag lslay-Whiskys sehr und insbesondere Laphroaig. Da kommt das Gefühl ins Spiel, von dem ich sprach. Die Laphroaig-Destillerie war die erste Brennerei, die ich jemals besichtigt habe -und zwar 1983 im Jahr der Gründung der SMWS. Das ist eine tolle Geschichte -ich freue mich schon, sie einmal unseren deutschen Mitgliedern zu erzählen. Der Besuch damals war eine sehr schöne, freundschaftliche Erfahrung. Jeder Tropfen Laphroaig erinnert mich daran.
Wie geht es der Scotch-Industrie insgesamt aktuell?
Zurzeit würden Bourbons und irische Whiskeys boomen, sagen viele. Aber tatsächlich gehen Scotch-Verkaufszahlen hoch, insgesamt um 7,8 Prozent und Single Malt im Speziellen um 11,3 Prozent. Letzterer hat sich zu einem Riesenphänomen entwickelt, sodass die Brennereien große Anstrengungen unternehmen müssen, um die Nachfrage zu befriedigen. Sie können die Lage auch daran ermessen, dass es aktuell mehr als 120 Destillerien in Schottland gibt. Davon haben allein in den vergangenen zwei bis drei Jahren 16 neu aufgemacht und weitere Eröffnungen sind absehbar. In Großbritannien haben wir 900 Milliarden Liter Regen pro Jahr. Wir bemühen uns sehr, so viel wie möglich davon in Whisky zu verwandeln! Zumal bei uns mehr Gerste pro Hektar Land wächst als in irgendeinem anderen Land.
Gibt es da auch innovative Entwicklungen?
Wir müssen die geltenden Bestimmungen dazu beachten, was Whisky ist. Manche anderen Länder haben, anders als Schottland, nicht so strenge oder gar keine Richtlinien dafür, was man Whisk(ey nennen darf. Zum Beispiel dürfen wir keine Aromen zusetzen. Natürlich experimentieren unsere Brenner aber mit den Gerstensorten, den Hefen, dem Torf oder dem Produktionsprozess. Ganz besonders setzen sie für Innovationen auf die Arbeit mit unterschiedlichen Fässern. Die meisten Single-Malt-Destillerien habe unterschiedliche Stile im Angebot.
Würden Sie sagen, Scotch ist besser als amerikanischer oder irischer Whiskeys?
Manche werden sagen, ich bin voreingenommen. Aber ich mag den Gedanken, wenn das auch ein weites Feld ist und manche Sorten aus den USA, aus Irland oder anderen Ländern exzellent sind. Vergleich sind immer schwierig -zum Beispiel wenn man einen Premium-US-Bourbon und einen schottischen Blend der Einstiegsklasse betrachtet. Scotch hat Vorteile wegen seiner Geschichte, dem Brennverfahren und der enormen Vielfalt. Whisky gehört seit Hunderten von Jahren zum Leben in Schottland. Aber ich würde nie sagen: „Probiert bloß nie was anderes"! Die Westland Distillery in Seattle/USA zum Beispiel produziert einen tollen Single Malt, auch die John Paul Destillery in Indien erzeugt erstklassige Whiskys. Ich habe demgegenüber auch schon schlechten Scotch getrunken. Kommt allerdings nicht oft vor.
Welche nicht schottischen Whiskys haben Sie in den vergangenen Jahren am meisten überrascht?
Der erwähnte Westland, aber auch Armorik aus Frankreich oder der Whisky von Mackmyra in Schweden, St. Gorges in England und der irische Midleton Barry Crockett. Unter den deutschen Whiskys mag ich Slyrs am liebsten -vielleicht kauft die SMWS irgendwann ein Fass.
Wenn Sie nur eine SMWS-Flasche kaufen dürften – welche wäre das?
Die mit der Nummer 29.156 – natürlich ein Laphroaig, dieser hier wurde im Sherry-Fass gelagert. Ist aber leider ausverkauft. Ich wünschte, ich hätte eine Kiste erworben. Na ja, andererseits erleben wir bei der SMWS jeden Monat neue Geschmacksoffenbarungen.
BOTTLE: Wie ist die SMWS entstanden?
JOHN McCHEYNE: Am Anfang war ein kleines Einzelfass Glenfarclas Ende der 1970er-Jahre. Dieses Fass hatte ein Whiskyfan ergattert - Phillip „Pip" Hills in Edinburgh, um genau zu sein, und zwar nachdem ihn ein Freund mit der Grant-Familie von Glenfarclas bekannt gemacht hatte. Das war eine Rarität in einer Zeit, in der noch Blends dominierten. Hills lud alle seine Freunde ein, sich Whisky abzufüllen - und die genossen es. Ein paar Jahre später reifte der Entschluss, den Verein zu gründen, um noch mehr Menschen die Freude an Einzelfässern nahezubringen.
Was ist so besonders an Single Malt aus Einzelfässern?
Das ist ein absolut naturbelassenes Produkt. Jedes einzelne Fass ist anders. Das liegt am Holz, an dem, was vorher darin gelagert wurde, am Klima und den brennereispezifischen Produktionsverfahren. Das Wunder eines Einzelfasses besteht darin, dass der Geschmack eines einzigen Augenblicks eingefangen ist. Und es kann etwas sehr Emotionales sein, einen Single-Cask-Whisky zu trinken, wenn Sie mit diesem Augenblick etwas Bedeutungsvolles verbinden. So ein Whisky ist für mich übrigens der beste: einer, der mehr ist als ein Drink, der Gefühle weckt.
Verachtet die SMWS Blends?
Nein, gar nicht - das ist ja eine Geschmacksfrage. Ich selbst trinke auch manchmal Blends, da gibt es gute Sachen! Übrigens hat auch die SMWS in jüngerer Zeit welche abgefüllt, zum Beispiel Whisky aus verschiedenen Sherry-Fässern oder lslay-Sorten, die wir ,Exotic Cargo' und ,Peat Faeire' genannt haben. Auch einen Cognac-Blend haben wir gemacht.
Und wie fanden die Mitglieder das?
Die waren begeistert, sodass wir das gelegentlich auch weiter Blends und andere Spirituosen ins Programm nehmen werden. Wir möchten den Mitgliedern ja unterschiedlichste Erlebnisse ermöglichen. Ein Einzelfass ist eine ganz eigene Erfahrung. Andere Sorten ergänzen unser Spektrum, sie ersetzen es nicht.
Wie findet die SMWS interessante Brände?
Da gibt es verschiedene Wege: Das Spirits Team der SMWS spricht mit Brennereien über deren Fässer, manchmal tritt auch eine Brennerei an uns heran oder eins unserer Mitglieder bietet uns ein Fass an, das es einige Jahre zuvor gekauft hat. Für die SMWS und andere unabhängige Abfüller kann es bei manchen Destillerien schwierig sein, etwas zu bekommen, weil sie ihre Fässer lieber selbst behalten. Sehr schwer ist es zum Beispiel mit Glenfiddich und Talisker. Wir haben aber Fässer von 130 Brennereien in unseren Lager. Wenn wir überlegen, etwas abzufüllen, kostet das Spirits Team den Whisky vor und reicht ihn, wenn er für gut befunden wurde, an unser eigentliches Tasting Panel weiter.
Wie setzt sich diese Jury zusammen und wie arbeitet sie?
So eine Jury besteht aus sechs bis sieben Mitgliedern. Für die Besetzung können wir aus einem Kreis von ungefähr 20 externen Experten wählen. Das Panel tagt zweimal pro Woche und verkostet dann etwa sechs bis zehn Whiskys. Der Vorsitzende fasst die Einschätzungen anschließend in Tasting-Notizen zusammen. Was die Jury befürwortet, nehmen wir in unsere Abfüllungen auf, setzen die Notizen auf das Flaschenetikett und veröffentlichen sie in unserem monatlichen Mitgliedermagazin „Outturn". Insgesamt füllen wir pro Jahr 500 Fässer ab.
Die SMWS hält die Identität der Mitglieder streng geheim. Warum?
Die Jurys sind ja immer wieder unterschiedlich besetzt. So sind die Tasting-Notes zu den verschiedenen Abfüllungen von vielen unterschiedlichen Experten. Es wäre nicht hilfreich, wenn diese Leute dauernd angesprochen werden und erklären sollen, warum sie dies oder das gesagt haben, wenn sie an der Bewertung einer bestimmten Abfüllung gar nicht beteiligt waren. Aber zwei von ihnen kann ich doch verraten, gute Jury-Vorsitzende, weil sie sehr eloquent sind und über Schottland hinaus bekannt. Der eine ist Charles MacLean, der schon fast 20 Whisky-Bücher herausgebracht hat. Der andere wird auch „Der Whisky-Barde" genannt: Es ist der Folk-Musiker und Autor Robin Laing.
Ein Geheimnis macht die SMWS auch um die Destillerien. Sie werden auf dem Etikett nicht genannt, sondern verbergen sich in einem Nummerncode. Warum? Und wie liest man den Code?
Zwei Gründe: Unsere Mitglieder sollen eine Sorte nur deshalb nicht probieren, weil sie sonst die Whiskys einer bestimmten Brennerei nicht mögen. Auch wollen manche Destillerien die Markenkontrolle behalten. Einzelfassabfüllungen schmecken anders als die üblichen Erzeugnisse dieser Brennereien.
Sie verkauften ihre Fässer darum nur dann an Abfüller und Blender, wenn ihr Name nicht genannt wird -das war ganz besonders in den 1980ern so. Aber nun zu dem Code. Unsere erste Abfüllung war -natürlich -ein Glenfarclas und der bekam die Nummer 1.1, wobei die vordere 1 für die Brennerei steht, die hintere für das erste Fass aus dieser Produktion. Darüber hinaus äußern wir uns nicht. Hier aber ein Tipp: In den Tasting-Notizen auf den Flaschen verstecken wir kleine Hinweise. Und im Internet kursieren Listen ...
„Das Wunder eines Einzelfasses besteht darin, dass der Geschmack eines einzigen Augenblicks eingefangen ist."
Heute spricht man von den fünf Whisky-Regionen Lowlands, Highlands, Speyside, lslay und Campbeltown. Wie unterscheiden sie sich?Die Einteilung ist über viele Generationen gewachsen und fasst bestimmte Geschmacksrichtungen zusammen. Demnach gelten Highland-Whiskys als besonders würzig, mit der Speyside werden zum Beispiel Süße und Fruchtigkeit assoziiert, mit lslay-Sorten Noten von Torf. Da geht es aber auch um Marketing. Sie können natürlich getorfte Speyside-Whiskys finden und ungetorfte lslays. Das Regionen-Denken entstand über die Zeit in Reaktion auf die Nachfrage von Blendern, die von Brennereien bestimmte Aromen erwarteten. Aber Destillerien in allen Regionen können innovativ sein und sind das auch. Auch sagen manche, dass etwas sehr faszinierendes am Standort einer Brennerei ist, das sich anderswo nicht wiederholen lässt.
Die SMWS setzt vermutlich keine regionalen Schwerpunkte -aber welche Herkunft schätzen Sie besonders?
Ich mag lslay-Whiskys sehr und insbesondere Laphroaig. Da kommt das Gefühl ins Spiel, von dem ich sprach. Die Laphroaig-Destillerie war die erste Brennerei, die ich jemals besichtigt habe -und zwar 1983 im Jahr der Gründung der SMWS. Das ist eine tolle Geschichte -ich freue mich schon, sie einmal unseren deutschen Mitgliedern zu erzählen. Der Besuch damals war eine sehr schöne, freundschaftliche Erfahrung. Jeder Tropfen Laphroaig erinnert mich daran.
Wie geht es der Scotch-Industrie insgesamt aktuell?
Zurzeit würden Bourbons und irische Whiskeys boomen, sagen viele. Aber tatsächlich gehen Scotch-Verkaufszahlen hoch, insgesamt um 7,8 Prozent und Single Malt im Speziellen um 11,3 Prozent. Letzterer hat sich zu einem Riesenphänomen entwickelt, sodass die Brennereien große Anstrengungen unternehmen müssen, um die Nachfrage zu befriedigen. Sie können die Lage auch daran ermessen, dass es aktuell mehr als 120 Destillerien in Schottland gibt. Davon haben allein in den vergangenen zwei bis drei Jahren 16 neu aufgemacht und weitere Eröffnungen sind absehbar. In Großbritannien haben wir 900 Milliarden Liter Regen pro Jahr. Wir bemühen uns sehr, so viel wie möglich davon in Whisky zu verwandeln! Zumal bei uns mehr Gerste pro Hektar Land wächst als in irgendeinem anderen Land.
Gibt es da auch innovative Entwicklungen?
Wir müssen die geltenden Bestimmungen dazu beachten, was Whisky ist. Manche anderen Länder haben, anders als Schottland, nicht so strenge oder gar keine Richtlinien dafür, was man Whisk(ey nennen darf. Zum Beispiel dürfen wir keine Aromen zusetzen. Natürlich experimentieren unsere Brenner aber mit den Gerstensorten, den Hefen, dem Torf oder dem Produktionsprozess. Ganz besonders setzen sie für Innovationen auf die Arbeit mit unterschiedlichen Fässern. Die meisten Single-Malt-Destillerien habe unterschiedliche Stile im Angebot.
Würden Sie sagen, Scotch ist besser als amerikanischer oder irischer Whiskeys?
Manche werden sagen, ich bin voreingenommen. Aber ich mag den Gedanken, wenn das auch ein weites Feld ist und manche Sorten aus den USA, aus Irland oder anderen Ländern exzellent sind. Vergleich sind immer schwierig -zum Beispiel wenn man einen Premium-US-Bourbon und einen schottischen Blend der Einstiegsklasse betrachtet. Scotch hat Vorteile wegen seiner Geschichte, dem Brennverfahren und der enormen Vielfalt. Whisky gehört seit Hunderten von Jahren zum Leben in Schottland. Aber ich würde nie sagen: „Probiert bloß nie was anderes"! Die Westland Distillery in Seattle/USA zum Beispiel produziert einen tollen Single Malt, auch die John Paul Destillery in Indien erzeugt erstklassige Whiskys. Ich habe demgegenüber auch schon schlechten Scotch getrunken. Kommt allerdings nicht oft vor.
Welche nicht schottischen Whiskys haben Sie in den vergangenen Jahren am meisten überrascht?
Der erwähnte Westland, aber auch Armorik aus Frankreich oder der Whisky von Mackmyra in Schweden, St. Gorges in England und der irische Midleton Barry Crockett. Unter den deutschen Whiskys mag ich Slyrs am liebsten -vielleicht kauft die SMWS irgendwann ein Fass.
Wenn Sie nur eine SMWS-Flasche kaufen dürften – welche wäre das?
Die mit der Nummer 29.156 – natürlich ein Laphroaig, dieser hier wurde im Sherry-Fass gelagert. Ist aber leider ausverkauft. Ich wünschte, ich hätte eine Kiste erworben. Na ja, andererseits erleben wir bei der SMWS jeden Monat neue Geschmacksoffenbarungen.