„Gut ist das, was schmeckt.“
13. juli 2020
MAGAZIN Inhaltsstoffe
INTERVIEW PRAMOD KASHYAP
„Nektar der Götter“: Das bedeutet der Brennerei-Name Amrut, übersetzt man ihn aus dem Sanskrit. Wer sich so nennt, traut sich etwas zu. Und tatsächlich kann das 1948 gegründete indische Unternehmen für sich unter den mehr als 150 Brennereien des Landes Einzigartigkeit reklamieren: Es war das erste und ist bis heute eines von wenigen, das sich mit einem eigenen Single Malt auf den schottischen Markt traute.
Auf dem BOTTLE MARKET lernen Besucher die Produkte des Hauses bei Importeur Kirsch Whisky kennen. Im Vorfeld sprach Markenbotschafter Pramod Kashyap mit dem BOTTLE Magazin über Aspekte der Whisky-Herstellung auf dem Subkontinent.
BOTTLE: Amrut war die erste indische Destillerie, die außerhalb Indiens einen Single Malt herausbrachte. Wie kam es dazu?
PRAMOD KASHYAP: Unser Firmenchef Rakshit N. Jagdale war ursprünglich auf Blends spezialisiert, wie das für Indien typisch ist, brannte aber auch schon Malts für andere Blender und einen Single Malt. Im Jahr 2000 ging Jagdale zum Management-Studium an die Universität von Newcastle und stellt sich in diesem Rahmen irgendwann die Frage, ob indische Whiskys Marktchancen in England haben würden. Er veranstaltete viele Blindverkostungen seines Single Malt in einigen britischen High-end-Bars – und der Whisky kam an, ja wurde sogar mit den besten schottischen verglichen.
Also war ihr Marktstart einfach?
Wir haben zunächst in Glasgow angefangen. Als wir 2004 begannen, unseren Single Malt zu exportieren, freuten sich Kenner. Auf die breite Öffentlichkeit bezogen hingegen fanden wir den Marktstart schwierig, wirklich herausfordernd – weil alle an betagte Whiskies gewöhnt waren und die Leute sich nicht vorstellen konnten, dass man überall auf der Welt guten Whisky herstellen kann. Um unseren Whisky vorzustellten, haben wir uns daher an Whisky-Festivals überall in Europa beteiligt. Und wir veranstalten auch immer noch viele Tastings. Das ist der einzige Weg, um Endverbraucher zu erreichen und sie mit unserem Produkt vertraut zu machen.
Woran liegen die Schwierigkeiten?
Wir verkaufen unsere Whiskys in der Regel ohne Altersangabe – darauf legen jedoch die durchschnittlichen Whisky-Trinker vielfach Wert und verstehen den Hintergrund nicht.
Wie stellt sich der dar?
Unser Whisky reift aufgrund des Klimas sehr viel schneller als in Schottland. Wenn er hier viereinhalb oder fünf Jahre alt ist, schmeckt er wie ein zwölf Jahre alter Scotch, weil der Angel’s Share bei uns viel höher ist. Das macht ihn so einzigartig, Tatsächlich wäre ich begeistert, wenn wir auch einen 25 Jahre alten Single Malt anbieten könnten – das geht aber nicht, weil der Whisky verdunstet ist, bevor er so alt werden könnte.
Wie produzieren Sie, kaufen Sie zum Beispiel die Brennblasen in Europa?
Unsere Rohstoffe beziehen wir aus Indien. Die Gerste für das Malz zum Beispiel wächst am Fuß des Himalaya, das Wasser aus dem Himalaya enthält eine Fülle an guten Mineralstoffen. Sie machen den Boden sehr fruchtbar, sodass hier gutes Getreide wächst. Die Brennblasen bauen wir auch auf unserem Brennereigelände in Bangalore. Wir haben nie Brennblasen in Schottland gekauft und werden das auch nie tun.
Indien ist ein exzellenter Absatzmarkt für Whisky, allerdings vor allem für billige Blends. Sie arbeiten demgegenüber heute fast ausschließlich im gehobenen Segment. Wie stehen Sie in Indien da?
In Indien leben rund 1,3 Milliarden Menschen. Von denen weiß ca. zehn Prozent, was Single Malt ist, und kennt vor allem Glenfiddich oder Johnnie Walker Black Label. Wir haben unseren Single Malt anfangs ausschließlich exportiert und ein bisschen davon an unserem Werksstandort Bangalore verkauft. Erst seit fünf Jahren bauen wir unseren Vertrieb in Indien aus und wollen bis 2023 überall im Land vertreten sein. Tatsächlich fangen die Menschen an, hochwertigen Whisky zu schätzen, und wenn man von zehn Prozent Kennern von 1,3 Milliarden Einwohnern ausgeht, haben wir es nicht mit einem kleinen Markt zu tun. Andererseits werden Single Malts in Indien generell nie die Popularität von Blends erreichen.
Welches sind für Sie die wichtigsten nicht indischen Märkte und wo sehen Sie das größte noch nicht ausgeschöpfte Absatzpotenzial?
Frankreich, Deutschland, die USA, Kanada und manche andere Länder. In den Vereinigten Staaten sehen wir schon aufgrund der Größe des Landes Chancen. Uns interessiert auch Großbritannien. Kein Vertriebsgebiet ist für uns – anders als für andere indische Brenner – der Mittlere Osten, obwohl da sehr viele Inder leben. Viele arbeiten dort zum Beispiel auf dem Bau und können sich unsere Produkte nicht leisten.
Ihre Abfüllungen mit Altersangabe bringen es teils auf stolze Preise. Eine kürzlich aufgelegte zehn Jahre alte Sorte kostet 800 Euro pro Flasche. Wo finden Sie für so etwas Kundschaft?
Das ist natürlich ein Nischen-Whisky, für den sich Konsumenten lange im Voraus vormerken lassen. Bei unserem deutschen Importeur Christoph Kirsch warteten 150 Kunden auf diese Abfüllung. Wir haben 30 Flaschen hingeschickt und waren in wenigen Wochen ausverkauft. Wir liefern demnächst noch einmal 40 nach (Anm. d. Red.: Interview wurde im Oktober 2019 geführt). Auf so eine Nachfrage waren wir nicht gefasst und können sie auch nur schwer befriedigen. Bis zum November letzten Jahres konnten wir maximal 360.000 Liter New Make im Jahr produzieren. Dann haben wir unsere zweite Brennerei auf unserem Werksgelände eröffnet – nun können wir den Ausstoß auf eine Million Liter jährlich steigern. Trotzdem sehen wir unsere Mission in Qualität, nicht Quantität.
Es gibt neben indischem auch Whisky aus Indonesien, Japan und anderen Ländern. Welchen asiatischen Whisky würden Sie Einsteigern empfehlen oder würden Sie sich an die Schotten halten?
Ich würde einen Kavalan aus Taiwan empfehlen. Das ist ein fabelhafter Whisky, der die ganze Welt aufhorchen lässt und von den asiatischen Bränden die meisten Prämierungen eingeheimst hat. Aber natürlich muss man als Einsteiger auch Scotch probieren – sonst hat man was verpasst im Leben.
Welchen schottischen Whisky mögen Sie am liebsten?
Ich liebe Glenfarclas, Ben Navis oder alten Benriach. Je nach Stimmung mag ich auch islays, Talisker zum Beispiel.
Und was ist ihre Lieblingsspirituose eines anderen Herstellers?
Mein persönlicher Favorit ist Chichibu-Whisky aus Japan.
BOTTLE: Amrut war die erste indische Destillerie, die außerhalb Indiens einen Single Malt herausbrachte. Wie kam es dazu?
PRAMOD KASHYAP: Unser Firmenchef Rakshit N. Jagdale war ursprünglich auf Blends spezialisiert, wie das für Indien typisch ist, brannte aber auch schon Malts für andere Blender und einen Single Malt. Im Jahr 2000 ging Jagdale zum Management-Studium an die Universität von Newcastle und stellt sich in diesem Rahmen irgendwann die Frage, ob indische Whiskys Marktchancen in England haben würden. Er veranstaltete viele Blindverkostungen seines Single Malt in einigen britischen High-end-Bars – und der Whisky kam an, ja wurde sogar mit den besten schottischen verglichen.
Also war ihr Marktstart einfach?
Wir haben zunächst in Glasgow angefangen. Als wir 2004 begannen, unseren Single Malt zu exportieren, freuten sich Kenner. Auf die breite Öffentlichkeit bezogen hingegen fanden wir den Marktstart schwierig, wirklich herausfordernd – weil alle an betagte Whiskies gewöhnt waren und die Leute sich nicht vorstellen konnten, dass man überall auf der Welt guten Whisky herstellen kann. Um unseren Whisky vorzustellten, haben wir uns daher an Whisky-Festivals überall in Europa beteiligt. Und wir veranstalten auch immer noch viele Tastings. Das ist der einzige Weg, um Endverbraucher zu erreichen und sie mit unserem Produkt vertraut zu machen.
Woran liegen die Schwierigkeiten?
Wir verkaufen unsere Whiskys in der Regel ohne Altersangabe – darauf legen jedoch die durchschnittlichen Whisky-Trinker vielfach Wert und verstehen den Hintergrund nicht.
Wie stellt sich der dar?
Unser Whisky reift aufgrund des Klimas sehr viel schneller als in Schottland. Wenn er hier viereinhalb oder fünf Jahre alt ist, schmeckt er wie ein zwölf Jahre alter Scotch, weil der Angel’s Share bei uns viel höher ist. Das macht ihn so einzigartig, Tatsächlich wäre ich begeistert, wenn wir auch einen 25 Jahre alten Single Malt anbieten könnten – das geht aber nicht, weil der Whisky verdunstet ist, bevor er so alt werden könnte.
Wie produzieren Sie, kaufen Sie zum Beispiel die Brennblasen in Europa?
Unsere Rohstoffe beziehen wir aus Indien. Die Gerste für das Malz zum Beispiel wächst am Fuß des Himalaya, das Wasser aus dem Himalaya enthält eine Fülle an guten Mineralstoffen. Sie machen den Boden sehr fruchtbar, sodass hier gutes Getreide wächst. Die Brennblasen bauen wir auch auf unserem Brennereigelände in Bangalore. Wir haben nie Brennblasen in Schottland gekauft und werden das auch nie tun.
„Wenn man von 10 Prozent Kennern von 1,2 Milliarden Einwohnern ausgeht, haben wir es nicht mit einem kleinen Markt zu tun.“
Indien ist ein exzellenter Absatzmarkt für Whisky, allerdings vor allem für billige Blends. Sie arbeiten demgegenüber heute fast ausschließlich im gehobenen Segment. Wie stehen Sie in Indien da?
In Indien leben rund 1,3 Milliarden Menschen. Von denen weiß ca. zehn Prozent, was Single Malt ist, und kennt vor allem Glenfiddich oder Johnnie Walker Black Label. Wir haben unseren Single Malt anfangs ausschließlich exportiert und ein bisschen davon an unserem Werksstandort Bangalore verkauft. Erst seit fünf Jahren bauen wir unseren Vertrieb in Indien aus und wollen bis 2023 überall im Land vertreten sein. Tatsächlich fangen die Menschen an, hochwertigen Whisky zu schätzen, und wenn man von zehn Prozent Kennern von 1,3 Milliarden Einwohnern ausgeht, haben wir es nicht mit einem kleinen Markt zu tun. Andererseits werden Single Malts in Indien generell nie die Popularität von Blends erreichen.
Welches sind für Sie die wichtigsten nicht indischen Märkte und wo sehen Sie das größte noch nicht ausgeschöpfte Absatzpotenzial?
Frankreich, Deutschland, die USA, Kanada und manche andere Länder. In den Vereinigten Staaten sehen wir schon aufgrund der Größe des Landes Chancen. Uns interessiert auch Großbritannien. Kein Vertriebsgebiet ist für uns – anders als für andere indische Brenner – der Mittlere Osten, obwohl da sehr viele Inder leben. Viele arbeiten dort zum Beispiel auf dem Bau und können sich unsere Produkte nicht leisten.
Ihre Abfüllungen mit Altersangabe bringen es teils auf stolze Preise. Eine kürzlich aufgelegte zehn Jahre alte Sorte kostet 800 Euro pro Flasche. Wo finden Sie für so etwas Kundschaft?
Das ist natürlich ein Nischen-Whisky, für den sich Konsumenten lange im Voraus vormerken lassen. Bei unserem deutschen Importeur Christoph Kirsch warteten 150 Kunden auf diese Abfüllung. Wir haben 30 Flaschen hingeschickt und waren in wenigen Wochen ausverkauft. Wir liefern demnächst noch einmal 40 nach (Anm. d. Red.: Interview wurde im Oktober 2019 geführt). Auf so eine Nachfrage waren wir nicht gefasst und können sie auch nur schwer befriedigen. Bis zum November letzten Jahres konnten wir maximal 360.000 Liter New Make im Jahr produzieren. Dann haben wir unsere zweite Brennerei auf unserem Werksgelände eröffnet – nun können wir den Ausstoß auf eine Million Liter jährlich steigern. Trotzdem sehen wir unsere Mission in Qualität, nicht Quantität.
Es gibt neben indischem auch Whisky aus Indonesien, Japan und anderen Ländern. Welchen asiatischen Whisky würden Sie Einsteigern empfehlen oder würden Sie sich an die Schotten halten?
Ich würde einen Kavalan aus Taiwan empfehlen. Das ist ein fabelhafter Whisky, der die ganze Welt aufhorchen lässt und von den asiatischen Bränden die meisten Prämierungen eingeheimst hat. Aber natürlich muss man als Einsteiger auch Scotch probieren – sonst hat man was verpasst im Leben.
Welchen schottischen Whisky mögen Sie am liebsten?
Ich liebe Glenfarclas, Ben Navis oder alten Benriach. Je nach Stimmung mag ich auch islays, Talisker zum Beispiel.
Und was ist ihre Lieblingsspirituose eines anderen Herstellers?
Mein persönlicher Favorit ist Chichibu-Whisky aus Japan.